Das Aus nach 22 Jahren

TSV Schöppenstedt zieht Handballteam in Kreisoberliga zurück – acht Spieler gehen

Braunschweiger Zeitungsverlag - Jörg Kleinert (28.04.2004)

Nach 22 Jahren kommt jetzt das Aus: Noch-Handball-Bezirksligist TSV Schöppenstedt zieht seine erste Männermannschaft aus dem Bezirk zurück und meldet für die Spielzeit 2004/2005 ein Team, das dann in der Kreisoberliga Helmstedt/Wolfsburg/Braunschweig antreten wird.

Sportlich hatte sich der TSV als Drittletzter der Bezirksliga für ein weiteres Jahr die Zugehörigkeit für die höchste Spielklasse im Bezirk Braunschweig gesichert. Da aber der MTV Groß Lafferde mit großer Wahrscheinlichkeit aus der Verbandsliga absteigt und einen Platz in der Bezirksliga beansprucht, käme bei den Schöppenstedtern die so genannte gleitende Skala zum Einsatz: Der TSV müsste für Lafferde den Platz räumen und einen Neustart in der Bezirksklasse wagen.

Akuter Spielermangel

Doch dazu wird es nicht kommen. Spartenleiter Michael Schnake verkündete jetzt während der jüngsten Abteilungsversammlung die Entscheidung über den freiwilligen Rückzug und nannte den Grund: "Bei uns herrscht akuter Spielermangel im Herrenbereich."

Acht TSV-Akteure verkündeten ihren Abschied: Heiko Otte (MTV Schöningen), Stefan Ludwig (MTV Braunschweig II), Patrick Marschall (MTV Schladen), Michael Hagedorn (MTV Warberg), Klaus-Dieter Strauß (TC Schöningen II); Michael Duderstadt, Jens Gittermann (beide 2. Mannschaft des TSV) und Eike Busch (Studium in den USA). Für die nächste Saison stehen dem TSV 20 Spieler zur Verfügung, die sich in zwei Männerteams aufteilen.

Auch Spielertrainer Lothar Zietzsch kündigte an, dass er dem Verein nur noch als Spieler zur Verfügung stehen wird. "Einen neuen Trainer haben wir noch nicht verpflichtet", sagt Schnake, der die Suche nach einem Kandidaten in den nächsten Wochen intensivieren will.

Zietzsch blickt nicht mit Groll zurück auf eine Saison mit vielen Pleiten, viel Pech und vielen Pannen. "Unter dem Strich bin ich sogar zufrieden", betont der 37-Jährige. Die Schöppenstedter waren ohne echte personelle Verstärkungen in die Spielzeit gestartet, "weil wir unseren jungen Spielern, die den Aufstieg geschafft hatten, nicht die Perspektive nehmen wollten", sagt Zietzsch. "Wir wussten, dass das Erreichen des Klassenerhalts ein Drahtseilakt wird."

"Das Beste herausgeholt"

Routinier Alf Pollex, erfolgreichster Torjäger der Aufstiegssaison, hatte aufgehört, Philipp Rothe erkrankte für lange Zeit, und Michael Duderstadt – gleichsam wichtig als Abwehrorganisator und Torschütze – verletzte sich im dritten Saisonspiel schwer an der Schulter. "Im Endeffekt muss ich der Mannschaft noch ein Lob aussprechen. Unter den Rahmenbedingungen, die Saison mit dem kleinsten Kader aller Teams weiterzuspielen, hat sie das Beste herausgeholt", sagt Schnake.

Einen Vorwurf, dass es ab September nach mehr als zwei Jahrzehnten keinen Bezirkshandball mehr in der Eulenspiegelstadt geben wird, will sich der Abteilungsleiter nicht machen. "Ich habe 17 Spieler angesprochen. Die erste Frage war häufig: Was springt finanziell heraus?", erzählt Schnake. "Geld wird beim TSV aber nicht gezahlt. Das will ich dem Gesamtverein nicht zumuten."

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