Altmeister ließ die Gegner staunen

Tischtennis-Show des TSV Schöppenstedt: Keine Chance für lokale Größen

Braunschweiger Zeitungsverlag - Klaus Zopp (13.12.2004)

Die prachtvoll gestalteten Transparente des Schöppenstedter TSV-Nachwuchses brachten es auf kurze Formeln: "Rossi und Matthew, wir lieben euch, ihr seid klasse." Die Tischtennis-Asse Jörg Roßkopf und Matthew Syed eroberten schnell die Herzen der 400 Fans aus nah und fern, die alle Ränge der Kreisturnhalle bis zum letzten Platz füllten.

Wunderkerzen, Marschmusik und Spotlight begleiteten die Gladiatoren bei ihrem Einmarsch in die abgedunkelte Arena. Das Organisationsteam um TSV-Abteilungsleiter und Moderator Thomas Föniger bereitete "Mister Pokerface" Roßkopf und "Mister Bean" Syed einen begeisterten Empfang.

Das Publikum wurde nicht enttäuscht. Vor allem Syed zog die Zuschauer in seinen komödiantischen Bann und kommunizierte nach gelungenen, aber auch misslungenen Aktionen permanent mit seinen Fans. Dabei versuchte er nicht nur bei strittigen Netz- und Kantenbällen, die erst 15-jährige Stuhlschiedsrichterin Ann-Cristin Föniger mit einer 50 Euro-Note zu beeinflussen, sondern auch auf das Publikum zu seinen Gunsten einzuwirken.

In Rückstand liegend, beschwerte sich der Brite zudem über das "softe" Netz und brachte seinen Kontrahenten mit Balletteinlagen aus dem Rhythmus. Lachsalven erntete der Spaßmacher für seine Sitzeinlage auf dem Tisch, wo eine Bierflasche als Schlagwerkzeug diente oder der 34-jährige sechsfache Commonwealthmeister seine Brille mit der starken Sehhilfe einer Zuschauerin tauschte – und prompt nur noch im Blindflug reagieren konnte.

Auf dem Siedepunkt brodelte die Stimmung, als der beste Abwehrspieler Europas bis in die Zuschauer flüchtete und aus zwölf Metern Entfernung auf Roßkopfs Schüsse Antworten gab. Dabei musste Rossi allerdings auch einmal den Tisch als Ziel verschieben – große Klasse. Sogar ein Aufschlag im 90-Grad-Winkel aus zwölf Meter Entfernung landete regelgerecht. Stehende Ovationen beendeten die Gala.

Im Vorprogramm der fast dreistündigen Gala erhielten einige einheimische Größen wie Kreismeister Christof Kepski (MTV Wolfenbüttel) Lehrstunden der Profis. Christoph Lehmann, Nummer eins des Bezirksligisten TSV Schöppenstedt, mühte sich redlich, die Ballonabwehr von Doppel-Weltmeister Roßkopf zu durchbrechen. Das Stimmungsbarometer stieg weiter, als der für den französischen Erstligisten Bordeaux spielende Pin-Pong-Komiker selbst härteste Schüsse von Thomas Böhmer spielend leicht returnierte und mit Schnittvarianten den Zweimetermann zur Verzweiflung brachte. Außerdem strapazierte er die Lachmuskeln der Zuschauer, als er den Dettumer Kreisligaspieler Dr. Wolfgang Busch an die Platte zitierte, dessen Konterversuche jedoch kläglich im Netz landeten.

Höheren Ansprüchen genügte zunächst Oberligaspieler Kepski. Dann machte der 245-fache deutsche Rekordnationalspieler Roßkopf aber wieder Ernst. Schnell war Kepskis 3:0-Führung Dank raffinierter Aufschläge von Rosskopf geschmolzen. "Willste noch mal drei vor?" Der Kreismeister verzichtete schmunzelnd, und der Europameister spielte wieder für die Galerie.

Erneut verdunkelte sich nach einer kurzen Pause die Sportarena. 20 mit langstieligen Rosen bestückte Kinder gingen schnurstracks auf die verdutzte Alexandra Elias zu: TSV-Mitglied Torsten Gödecke nutzte das große Forum, um seiner langjährigen Verlobten coram publico einen Heiratsantrag zu machen. Unter diesen Voraussetzungen konnte die Gefragte natürlich nicht blehnen.

"Wir wollen mit unseren Veranstaltungen Show und hochklassigen Tischtennissport verbinden", erklärte Jörg Roßkopf, der bereits am gestrigen Sonntag in Stuttgart einen weiteren Auftritt mit seinem Partner Syed absolvierte. "Insgesamt stehen neun Veranstaltungen dieser Art allein im Dezember auf dem Programm", berichtete deren Manager Daniel Suchanek. Reißenden Absatz fanden auch die Autogramme des ehemaligen Weltmeisters sowie des britischen Meisters.

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